Rockefeller: „Das Lebensmittelsystem ruiniert das Gesundheitssystem.“

Liebe MY HEALTHY FOOD Freunde,
gerade vor Weihnachten sind viele in Eile, deshalb fassen wir vorweg den Inhalt dieses Newsletters in aller Kürze zusammen.
Wenn dich die Details interessieren, dann findest du alle Einzelheiten und Grafiken im Nachgang zu dieser Zusammenfassung.
ZUSAMMENFASSUNG

Insulin ist mit verantwortlich, dass immer mehr Menschen übergewichtig sind und krank werden. Wer nach den Weihnachtstagen überschüssige Pfunde verlieren will, der sollte den Kohlenhydratstoffwechsel verstehen. Denn ein permanent erhöhter Blutzucker führt zu einem Anstieg des Insulinspiegels. Insulin erhöht die Einspeicherung von Fett in die Zellen und wir nehmen an Gewicht zu.

Kohlenhydrate sind verantwortlich für den Anstieg des Blutzuckers. Aber jeder Mensch reagiert anders auf den Verzehr von kohlenhydratreichen Mahlzeiten. Deswegen ist die Frage nach der „gesündesten Diät der Welt“ falsch gestellt. Die richtige Frage lautet: „Was ist die beste Diät für mich?“ Unser Stoffwechsel ist so individuell, dass jeder Verbraucher die Blutzuckerantwort durch eine auf seinen Stoffwechsel angepasste Ernährung optimieren kann.
Mit dieser Zusammenfassung weißt du jetzt mehr über die Gesundheit als 95% der Menschheit.
Stellt sich die Frage, warum man uns Verbrauchern dieses Wissen vorenthält. Eine Vermutung ist, dass man uns das komplexe Wissen über Ernährung nicht vermitteln will. Eine andere Vermutung ist, dass selbst die Politiker dieses Wissen nicht drauf haben. Wie sonst erklärt sich, dass unser Gesundheitssystem so am Boden liegt und keiner Abhilfe schafft?
Für diese Vermutungen spricht auch eine aktuelle Studie über die wahren Kosten unserer Lebensmittelproduktion, welche die Rockefeller-Stiftung in Auftrag gegeben hat. Dr. Roy Steiner, Vizepräsident der Stiftung, stellte am 30.11.2021 auf der ‘7th FT Global Food Systems‘ die Ergebnisse vor. In plakativen Worten fasste er die zentrale Aussage der Studie zusammen: „Wir haben ein wertevernichtendes System geschaffen. … Unser Lebensmittelsystem ruiniert das Gesundheitssystem.“[1]

„We created a value destroying system.
The food system is bankrupting the
health care system.“
Dr. Roy Steiner, Rockefeller-Stiftung, 2021 [2]
Die Studie wurde im Auftrag der Rockefeller-Stiftung durch die renommierte Consultingfirma McKinsey erstellt und im Juli 2021 veröffentlicht. Die Ergebnisse haben weltweite Aufmerksamkeit erfahren, denn die Kernaussage war, dass unser Lebensmittelsystem Kosten verursacht, die sich nicht in den von den Verbrauchern gezahlten Lebensmittelpreisen niederschlagen. Dazu gehören z.B. die negativen Auswirkungen des Lebensmittelsystems auf die Umwelt, die biologische Vielfalt und das Tierwohl, aber eben auch auf die Gesundheit der Verbraucher.

„In unserem Land (Anm.: USA) werden jährlich insgesamt 1,1 Billionen Dollar für Lebensmittel ausgegeben. Berücksichtigt man jedoch die Auswirkungen des Lebensmittelsystems auf die verschiedenen Bereiche unserer Gesellschaft – einschließlich der steigenden Gesundheitskosten, des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt -, wird die Rechnung noch höher. Berücksichtigt man diese Kosten, belaufen sich die wahren Kosten für Lebensmittel auf mindestens 3,2 Billionen Dollar pro Jahr, mehr als das Dreifache der derzeitigen Ausgaben für Lebensmittel.“[2]
Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, dass unsere Lebensmittel so schädlich sind, dass sie eigentlich das Dreifache kosten müssten, um die verursachten Schäden abzudecken. Dr. Roy Steiner deutete durch eine pointierte Frage den Weg an, wie eine Lösung erreicht werden könnte:
„Wie können wir einen Teil des Geldes unseres Gesundheitssystems in das Lebensmittelsystem zurückführen, so dass das Lebensmittelsystem zu einem gesundheitsfördernden und nicht zu einem gesundheitszerstörenden System wird?“
Dr. Roy Lichtenstein
Wir von MY HEALTHY FOOD können den Status nur bestätigen. Wir glauben, dass der Paradigmenwechsel in unserem Gesundheitssystem schon seit Jahrzehnten fällig ist, weg von der Behandlung von Symptomen, hin zur Prävention und Steigerung der Leistungsfähigkeit – mit funktionalen Lebensmitteln und einem passenden Lebensstil.
Wir bei MY HEALTHY FOOD glauben, dass es einen zentralen Schalter gibt, der im wahrsten Sinne des Wortes für die meisten negativen gesundheitlichen Effekte verantwortlich ist: Die Insulinresistenz! Die Insulinresistenz ist wirklich eine Pandemie. Sie ist die am weitesten verbreitete Gesundheitsstörung der Welt.

85% der Amerikaner haben eine Insulinresistenz entwickelt, zusammen mit 50% der Mexikaner, Chinesen und Inder, und mehr als einem Drittel der Erwachsenen Europäer und Kanadier.[3] Die perfide Herausforderung: Du fühlst dich gesund und merkst nicht, dass dein Stoffwechsel bereits aus dem Ruder geraten ist; die ersten Krankheits-Symptome manifestieren sich erst 10 oder 20 Jahre später. Die gute Nachricht lautet aber auch: Durch eine entsprechende Lebensweise und Ernährung kann man diesen Krankheiten nicht nur vorbeugen, sondern diese häufig sogar wieder rückgängig machen. Das gilt zum Beispiel für Typ-2-Diabetes.

Wie kommt es zur Insulinresistenz? Wenn wir kohlenhydratreiche Lebensmittel zu uns nehmen, steigt der Blutzucker an. 10 Gummibärchen (22 g) enthalten 17 g Kohlenhydrate, davon 13 g Zucker. Damit deckt eine Mini-Tüte Gummibärchen etwa 6 – 9 % des Tagesbedarfs eines Erwachsenen (Männer 300 g, Frauen 230 g). 13 g Zucker hören sich zunächst nach nicht viel an, aber in den Blutgefäßen eines Erwachsenen befinden sich gerade einmal 5 Gramm Zucker, welche den durchschnittlichen Blutzuckerwert ergeben. 10 Gummibärchen verdreifachen somit theoretisch unseren Blutzuckerwert.
Unsere Zellen funktionieren am besten, wenn der Blutzuckerspiegel in einem schmalen Korridor von um die 100 mg/dl reguliert wird. Wenn der Blutzuckerspiegel ansteigt, wird deshalb die notwendige Menge des Hormons Insulin von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet, damit der Blutzuckerspiegel möglichst schnell wieder auf den Sollwert sinkt (s. Abb.).

Erläuterung der Grafik: Insulin dockt an Rezeptoren auf der Oberfläche der Körperzellen an und fördert die Aufnahme von Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut in die Körperzellen (insb. Muskeln, Leber), wo die Glukose in Form von Glykogen gespeichert wird. Das Glykogen steht für die Energiegewinnung sehr schnell wieder zur Verfügung. Ein Werbeslogan für einen Schokoriegel in den 1960er Jahren lautete: „Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück“ (s. Abb.) und entsprach damit durchaus der Wahrheit. Wie lange dieser Effekt angehalten hat ist natürlich eine andere Frage.

Da die Zuckeraufnahmekapazitäten der Muskeln und der Leber begrenzt sind (max. 600 g) wird überschüssiger Zucker zu Fettsäuren umgewandelt und in den Fettzellen eingelagert. Das Fettgewebe können wir später wieder abbauen, indem wir das gespeicherte Fett zur Energiegewinnung nutzen. Das Problem der heutigen Zeit ist aber, dass wir permanent Snacken und Süßgetränke zu uns nehmen. Das führt dazu, dass wir über den ganzen Tag Blutzuckerpeaks haben und der Insulinspiegel hoch bleibt. Das hemmt die Fettverbrennung und erhöht die Energiegewinnung aus Zuckern. Solange also der Insulinspiegel erhöht ist, überwiegt das Auffüllen der Fettspeicher. Insulin ist quasi ein Fettspeicherhormon.
Bei der Insulinresistenz sprechen die Zellen schlechter auf Insulin an, sodass diese zu wenig Zucker aufnehmen. Der Körper produziert dann immer mehr Insulin damit der Blutzucker niedrig bleibt. Eine insulinresistente Person schüttet 10-15-mal so viel Insulin aus wie eine stoffwechselgesunde Person. Wenn die Zellen auf Insulin immer schlechter reagieren und auch ein erhöhter Insulinausstoß nicht mehr ausreicht, um den Blutzuckerspiegel niedrig zu halten, entsteht ein Typ-2-Diabetes (s. Abb.).

Diabetiker spritzen sich Insulin und treiben mit der ganzen Kraft des Hormons den Blutzucker aus dem Blut in das Fettgewebe. Das Problem der hohen Blutzuckerwerte ist damit vordergründig gelöst, aber alle Folgekrankheiten einer Insulinresistenz sind damit noch lange nicht gebändigt (s. nachfolgende Abb.).

Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen hatte man vor über 20 Jahren das Konzept des glykämischen Index (GI) und die sogenannten GLYX-Diäten erfunden. Im Großen und Ganzen ging es darum, möglichst wenig Lebensmittel zu verzehren, welche einen hohen GI haben. Das Konzept hatte nur einen entscheidenden Schwachpunkt: Der glykämische Index unterstellt, dass jeder Mensch gleich auf den Verzehr von Lebensmitteln reagiert. Kritik wurde an den GLYX-Diäten schon immer geäußert, aber erst mit den Arbeiten der Wissenschaftler um die Professoren Eran Elinav und Eran Segal vom israelischen Weizman-Institute of Science, wurde die Signifikanz dieser Kritik für die Ernährungswissenschaft offensichtlich. Ihre Studie an 1.000 Probanden hat gezeigt, dass jeder Mensch einen anderen Stoffwechsel hat. Die Reaktion des Körpers auf Nahrung ist eine sehr individuelle Angelegenheit![5] In der nachfolgenden Abbildung findet man den Blutzuckerverlauf ausgewählter Probanden der Studie.

- Bei Teilnehmer 468 (oben links in der Grafik) war die Blutzuckerantwort nach dem Verzehr von Glukose (Traubenzucker) höher als der Verlauf nach dem Verzehr von Brot, dieser Verlauf entspricht der wissenschaftlichen Erwartung. Aber bei Teilnehmer 663 zeigte sich, dass er auf den Verzehr von Brot mit einem höheren Blutzuckeranstieg antwortete, während die Kurve für Glukose unter der vom Brot lag.
- Teilnehmer 445 (oben rechts) reagierte nach dem Verzehr einer Banane mit einem hohen Anstieg des Blutzuckers, Kekse ließen ihn kalt. Teilnehmer 664 wiederum reagierte auf den Verzehr von Keksen, aber beim Verzehr von Bananen fiel der Blutzuckerspiegel sogar unter den Ausgangswert.
Dies Studie machte deutlich, dass die Frage nach der besten Ernährung für uns Menschen falsch gestellt ist. Die Frage lautet richtig: Was ist die beste Ernährung für mich persönlich? Die Ursache für den unterschiedlichen Stoffwechsel liegt im Übrigen nicht an den Genen, denn selbst eineiige Zwillinge können einen unterschiedlichen Blutzuckerverlauf haben. Die Ursache liegt an unserem Darmmikrobiom, welches man früher auch als Darmflora bezeichnet hat. Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Mikrobiom; die Komposition der Bakterien und Hefen ist so einzigartig wie unser Fingerabdruck. Doch dazu in einem weiteren Newsletter mehr.
Fazit – personalisierte Ernährung: Der Stoffwechsel von uns Menschen ist individuell einzigartig. „One-size-fits-all“-Ernährungsempfehlungen sind im Einzelfall sogar schädlich. Wenn wir der Insulinresistenz vorbeugen wollen, sollten wir unseren individuellen Stoffwechsel kennen. Denn allein durch die Auswahl und die Komposition unserer Nahrungsmittel können wir den Anstieg des Blutzuckers signifikant dämpfen. Näheres zu unserem Stoffwechseltyp findest du in unserem Magazin-Beitrag zu den Stoffwechseltypen.

Die anstehende Weihnachtszeit ist für den Atlantico-Stoffwechseltyp (Fett-Typ) ideal. Denn der Atlantico -Typ kann beispielsweise Marzipan essen, ohne dass der Blutzucker ansteigt. Das Fett der Mandeln dämpft für diesen Typ den Anstieg des Blutzuckers. Gesund zu leben, schließt also Genuss nicht aus.
In diesem Sinn wünschen wir frohe Festtage und einen guten Rutsch in das neue Jahr.
Wir würden uns freuen, wenn du diesen Newsletter an deine Familie und Freunde weiterleitest. Herzlichen Dank!
Michael von MY HEALTHY FOOD
[2] Original Zitat: „How do we get some health care dollars back into the food system so that we make the food system a health-giving system, rather than a health-destroying system?”
[3] Rockefeller Foundation, True Cost of Food – Measuring What Matters to Transform the U.S. Food System, Juli 2021
[4] Araujo, J. et al., Cai, Prevalence of Optimal Metabolic Health in American Adults: National Health and Nutrition Examination Survey 2009-2016. Metab Syndt Relat Disord, 2019. 17(1): S. 46-52.
[5] Zevi, D., et al., Personalized Nutrition by Prediction of Glycemic Responses, Cell, 19. November 2015, Pages 1079-1094
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