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Weltrekord 382 Tage ohne Essen

Liebe MY HEALTHY FOOD Freunde!

die Geschichte von Angus Barbieri ist einer der extremsten Fälle von Gewichtsverlust in der Geschichte.[1]

Im jungen Alter von 27 Jahren wog Angus 214 Kilogramm, was zu zahlreichen medizinischen Problemen führte. 1965 fastete Angus ein Jahr und 17 Tage lang und nahm so gut wie keine Nahrung zu sich. In der Folge sank sein überhöhter Blutzucker und stabilisierte sich in den letzten 8 Monaten seiner Fastenkur bei einem Blutzuckerwert von 30 mg/100 ml. Erst als er sein Wunschgewicht von 82 Kilogramm erreicht hatte, begann er wieder mit der Nahrungsaufnahme.

Auch wenn wir natürlich auf keinen Fall empfehlen können, diese extreme Fastenkur nachzumachen, so haben wir doch für alle jene, welche Angus Barbieris Geschichte nachlesen möchten, die wichtigsten Fakten zu seiner Fastenkur am Ende des Newsletters zusammengefasst.

Das Beispiel von Angus Barbieri zeigt aber überzeugend, dass der menschliche Körper seit hunderttausenden von Jahren darauf vorbereitet  ist, selbst ausgeprägte Phasen des Hungerns ohne Probleme zu überstehen. In der heutigen Zeit des Überflusses glauben viele, dass man kein Frühstück ausfallen lassen darf, wenn man am späten Vormittag keinen Leistungszusammenbruch erleben möchte. Die Vorstellung, persönlich einmal drei Tage lang nichts zu essen, sehen viele als unmöglich an.

Für uns ist Fasten vielmehr eines der mächtigsten Werkzeuge um seinen Stoffwechsel im positiven Sinne umzustellen, Gewicht zu verlieren und gesund zu werden.

METABOLISCHE FLEXIBILITÄT

Wer es gewohnt ist mit seiner Nahrung überwiegend Kohlenhydrate als Energiequelle seinem Körper zuzuführen, der hat beim ersten längeren Fasten, bei dem man überwiegend Körperfett verbrennt, zunächst leichte Umstellungsschwierigkeiten. Neben dem zu erwartenden Hunger können sich eine Reihe von Befindlichkeitsstörungen entwickeln.

Dazu zählen Müdigkeit, erhöhtes Kälteempfinden, Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schweißausbrüche und Übelkeit. Diese Symptome sind ein deutliches Anzeigen dafür, dass der eigene Stoffwechsel „eingerostet“ ist und anfangs Schwierigkeiten hat, Energie aus den eigenen Körperfettreserven zu gewinnen. Die Umstellung braucht etwas Zeit.

Wer dagegen einen metabolisch flexiblen Stoffwechsel hat, stellt seinen Körper ohne Anpassungsprobleme von der Kohlenhydratverbrennung auf Fettverbrennung um und „sieht entspannt zu“, wie das eigene Körperfett wegschmilzt.

UNSER HAUPT-ENERGIESPEICHER

Unser Körper kommt beim Fasten innerhalb eines Tages – je nach körperlicher Aktivität – in die Verlegenheit den Stoffwechsel von der Kohlenhydratverbrennung auf die Fettverbrennung umstellen zu müssen: Unser Körper speichert in Muskeln und Leber Glukose bzw. Kohlenhydrate in Form von Glykogen, insgesamt ca. 500 g (500 g x 4 kcal/g = 2.000 kcal). Bei einem Verbrauch von 2.000 kcal am Tag kommen wir mit diesen Kohlenhydrat-Vorräten also gerade einmal einen Tag über die Runden – gerechnet ohne größere sportliche Aktivität (s. Abb. 1 links).

Wenn wir beispielsweise 10 kg Körperfett (10.000 g x 9 kcal/g = 90.000 kcal) gespeichert haben, dann steht uns bei einem täglichen Verbrauch von 2.000 kcal Energie für 45 Tage zur Verfügung. Fett ist unser Energiespeicher Nummer eins.

Und wenn wir 40 kg Körperfett mit uns rumschleppen, dann reicht die Energie bereits für ein halbes Jahr ohne Nahrungsaufnahme – zumindest theoretisch. Doch welcher Stoffwechselprozess ist nötig, damit der Körper seine Energie statt aus Kohlenhydraten (Glykogen) aus Körperfett gewinnt?

WIE ERNÄHRT SICH DAS GEHIRN BEIM FASTEN?

Während die meisten Zellen (Leber, Nieren, Muskeln oder Herz) beide Energieträger (Fett und Kohlenhydrate) verwenden können, stellt das Gehirn eine Ausnahme dar: es kann kein Fett (Triglyceride) verbrennen und ist auf Glukose als Hauptnahrung angewiesen. Wie kommt unser Gehirn also damit klar, dass wir beim Fasten keine Kohlenhydrate zuführen?

Die Lösung: Wenn der Körper kein Glykogen (die Speicherform der Glukose im Körper) mehr vorliegen hat, dann können die Fette (Triglyceride) von der Leber zu Fettsäureketten und Glycerin aufgespalten werden. Glycerin wiederum kann in Glukose und Ketone umgewandelt werden, welche unser Gehirn verarbeiten kann. Wie wir sehen, hat die Natur für alle Fälle vorgesorgt.

Doch Fasten ist weit mehr als nur eine neue Form der Energiezuteilung.

FASTEN: POWERTOOL FÜR MEHR GESUNDHEIT

1. Fasten und Gewichtsabnahme

Die „Set-Point“-Theorie besagt, dass jeder Mensch ein vorgegebenes, individuelles Soll-Gewicht besitzt. Man könne zwar abnehmen, sei es durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung, aber das Gewicht wird nach einer Reduzierung der Maßnahmen wieder ansteigen, bis unser Körper wieder zu seinem alten Set-Point zurückgekehrt ist.

Dieser Jo-Jo-Effekt ist Ergebnis des Umstandes, dass unser Körper bei einer Diät seinen Grundumsatz absenkt, was eine nachhaltige Gewichtsabnahme erschwert.

Wie wir in unserem Januar-Newsletter (#4/2022) geschrieben hatten, ist die Senkung des Grundumsatzes individuell unterschiedlich: je nach gewählter Diät (Verhältnis der Grundnährstoffe zueinander) kann der Grundumsatz gehalten oder sogar gesteigert werden. Somit ist eine personalisierte, auf den eigenen Stoffwechsel abgestimmt Diät, ideal zum Abnehmen.

Doch was passiert beim Fasten? Das Fasten ist die schnellste und sicherste Methode zur Gewichtsabnahme. Nach einer kurzen Umstellungsphase wird hauptsächlich Fett zur Energiegewinnung verbraucht. Der Hauptvorteil des Fastens scheint zu sein, dass es nach mehrmaligem Fasten gelingt, den berüchtigten Jo-Jo-Effekt und die Rückkehr zum alten „Set point“ zu verhindern.[3] Fasten umgeht das so frustrierende Problem des Abnehm-Plateaus, auf dem der Körper den Stoffwechsel verlangsamt, um den Set-Point zu „verteidigen“ und ein Verhungern zu verhindern. Dieser Prozess wird vor allem durch Hormone (insb. Insulin) gesteuert.[4]

Wenn man fastet, wird der Körper nicht mit Insulin überflutet, so dass die Zellrezeptoren, die das Insulin ignoriert haben (bei einer Insulinresistenz), mit der Heilung beginnen können. Fasten sollte keine einmalige Ernährungsphase sein, sondern in den eigenen Lifestyle fest integriert werden.

2. Fasten und Diabetes / Insulinresistenz

Heutzutage haben viele Menschen das Problem, dass sie als Folge des permanenten Überangebots an Nahrung in Kombination mit Bewegungsmangel ihre metabolische Flexibilität verloren haben. Unsere Kraftwerke in den Zellen, die Mitochondrien, können entweder Fett oder Kohlenhydrate verbrennen, aber nicht beides gleichzeitig.

Beim Überangebot an Kohlenhydraten (permanent hoher Insulinspiegel, Insulinresistenz) sind wir nicht in der Lage unseren Körper von der Kohlenhydratverbrennung auf Fettverbrennung umzustellen. Wenn es dagegen gelingt, schnell auf die Energiegewinnung aus Fett umzustellen, nennt man das metabolische Flexibilität. Fasten hilft nicht nur einem Diabetes im Vorfeld vorzubeugen, Fasten hilft auch einen manifestierten Typ-2-Diabetes wieder loszuwerden. Forschern der Universität Toronto gelang es, Patienten, die seit 10 bis 25 Jahren an Diabetes litten, mit Fasten langfristig vom künstlichen Insulin unabhängig zu machen.[5]

Neustart für die Betazellen: Nach einer Fastenkur können nicht nur die Hormone wieder besser wirken, die Insulin produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse werden wieder in ihren funktionstüchtigen Grundzustand zurückversetzt und es werden zudem auch neue Betazellen gebildet.

3. Fasten und Autophagie / Immunstärkung

Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „sich selbst verzehren“. Der Begriff beschreibt einen biologischen Prozess, der in nahezu jedem mehrzelligen Organismus stattfindet: Nämlich die Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch Zellreparatur und -verjüngung.

Dabei erkennt der Körper beschädigte Zellstrukturen (Proteinreste, aber auch andere zelluläre Abfälle) und zerlegt sie in ihre Einzelteile (z.B. Aminosäuren). Die einzelnen Elemente werden wieder für den Aufbau neuer gesunder Zellen (z.B. Muskeln) verwendet. Es kommt damit zu einer Verjüngung der Zellstruktur. Auf diesem Weg stärkt die Autophagie die Selbstheilungskräfte des Körpers und das Immunsystem. Damit ist sie als Schutzmechanismus gegenüber allen möglichen Krankheiten von entscheidender Bedeutung.

Die Autophagie wird in Gang gesetzt, wenn der Körper keine Nahrung zu sich nimmt und sowohl das Hormon Insulin als auch das Enzym mTOR auf einem niedrigen Level sind. Insulin reguliert die Aufnahme von Blutzucker in Körperzellen. Mit der Nahrung aufgenommenes Protein regt mTOR an, und das fördert Zellwachstum und Alterung. Je nach Wahl der Fastenart (Wasserfasten, Intervall-Fasten (z.B. 18/6), Intermittierendes Fasten (z.B. 5/2) oder das neue Scheinfasten (engl. Fasting Mimicking Diet) sind die Unterschiede bei der Autophagie sehr groß. Ausgedehntes Fasten gilt als der sicherste Weg in die Autophagie und damit Zellverjüngung.

Weil die Autophagie Zellteile abbaut, die nicht mehr notwendig sind, bleibt beim Gewichtsverlust durch Fasten keine störende überschüssige Haut (Hautlappen) übrig und wird wieder straff.

Das sogenannte „Scheinfasten“ ist eine weitere Möglichkeit, die Autophagie auszulösen. Ab einer Dauer von 3 Fastentagen und einer Kalorienmenge von 750 kcal täglich könnte ein wirksamer Stimulus für die Zellregeneration ausgelöst werden. Bestimmte Nahrungsmittel haben eine begünstigende Wirkung auf die Autophagie. Besonders das biogene Polyamin Spermidin nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein.

Spermidin wird in unserem Körper produziert, kann jedoch unterstützend über bestimmte Nahrungsmittel aufgenommen werden.  Pilze und lang gereifter Käse (Parmesan) enthalten hohe Mengen an Spermidin.

Weizenkeime haben von allen Lebensmitteln den höchsten Gehalt an Spermidin. Ihr Verzehr kann trotz der Nahrungsaufnahme die Autophagie auslösen.

4. Ketogene Ernährung

Die ketogene Ernährung, kurz Keto-Diät, ist eine Ernährungsform, bei der der Körper Fette und Ketone als Brennstoff verwendet. Dazu kommt es, wenn bei der Ernährung Kohlenhydrate deutlich reduziert werden und dadurch die Versorgung mit Zucker (Glukose) einschränkt ist.

In der Folge wird in der Leber Fett in sogenannte Ketonkörper umgewandelt. Aus ihnen gewinnt der Körper Energie. Es findet also ein Wechsel von einem Kohlenhydratstoffwechsel zu einem Fettstoffwechsel statt. Dadurch wird der Körper gezwungen, die benötigte Energie aus den Fettdepots zu ziehen. Auch in der Tumor- und Epilepsietherapie kommt diese extrem zuckerreduzierte Diät zum Einsatz.

Einer Theorie zufolge sollen Krebszellen nicht fähig sein, ihren Stoffwechsel flexibel auf Eiweiß und Fett als „Treibstoff“ umzustellen. Aus diesen Überlegungen entwickelte sich die Idee einer Krebsdiät: Die ketogene Ernährung fußt auf dem Warburg-Effekt, benannt nach dem deutschen Biochemiker und Arzt Otto Heinrich Warburg: Krebszellen benötigen ungleich mehr Glukose als gesunde Körperzellen, denn ihr Zuckerstoffwechsel ist höchst ineffizient. Statt die Glukose mit hohem Energiegewinn in den Mitochondrien (den zellulären „Kraftwerken“) zu verwerten, bauen sie den Zucker zu Milchsäure ab. Das wirft deutlich weniger Energie ab – gesunde Zellen tun das nur bei Sauerstoffmangel. Eine zuckerfreie Ernährung könnte, so die Idee, die bösartigen Zellen daher viel stärker beeinträchtigen als den restlichen Körper. Wenn kaum noch Zucker über die Nahrung in den Blutkreislauf gelangt, dann muss der Krebs verhungern. Die vom Zucker abhängigen Krebszellen sollen dadurch also „ausgehungert“ werden – so die Idee. Leider ist die Datenlage noch sehr dünn: Das deutsche Krebsforschungszentrum rät allgemein dazu, gegenüber „Krebsdiäten“ kritisch zu sein, darunter auch die ketogene Diät, da sie zu starkem Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen führen kann.[6]

DIE FÜNF PHASEN DES FASTENS

Je nach Länge der Fastenzeit werden im Körper verschiedene Prozesse angestoßen, die unterschiedliche Wirkungen entfalten können. Die klassische Einteilung des Fastens in fünf Phasen stammt von Professor George Francis Cahill, Jr. (s. Abb.), Harvard Medical School, dessen Phasenmodell des Fastens bis heute Gültigkeit hat.[7]  Zu seinen Versuchspersonen gehörten Theologiestudenten, die 300 Dollar dafür erhielten, eine Woche lang zu fasten, und Bären, die ihren Winterschlaf hielten. Zu seinen wichtigsten Forschungsarbeiten in den 1960er Jahren gehörte die Beobachtung der Blutwerte von Menschen, die eine experimentelle Behandlung wegen schwerer Adipositas ausprobierten: totales Aushungern, bis zu sechs Wochen lang, im Krankenhaus. 

Fasten-Phase I: Nährstoff-Verstoffwechselung (0 – 4 Stunden)

Die erste Phase des Fastens beginnt unmittelbar nach einer Mahlzeit und dauert etwa 4 Stunden (s. Abb. 3). Die Nahrung gelangt in den Magen und wird verdaut. Die enthaltenen Kohlenhydrate werden in den Blutkreislauf aufgenommen und gelangen zu den Zellen. In der ersten Phase verbrauchen alle Zellen so viel Glukose, wie sie können. Ein Teil der Glukose (bis zu 40 Gramm Glukose pro Stunde) wird dabei verbraucht, der nicht verbrauchte Teil wird als Energie gespeichert.  Die Speicherform der Glukose wird Glykogen genannt. Der größte Teil wird in den Muskeln (etwa 300 Gramm Glykogen beim Untrainierten bis zu 600 Gramm bei einem Ausdauersportler) und ein kleinerer Teil (100 bis 150 Gramm) in der Leber gespeichert.

Abb. 3: Phase I: Nährstoff-Verstoffwechselung

Fasten-Phase II: Postabsorptive Phase (4-16 Stunden)

Das zweite Stadium des Fastens nach Cahill ist die postabsorptive Phase. Da hohe Insulinspiegel wesentlicher Risikofaktor unserer Wohlstandkrankheiten sind, ist die postabsorptive Phase des Fastens enorm wichtig. In den ersten vier bis 16 Stunden nach dem Essen verdaut der Körper die aufgenommene Nahrungsenergie und der Insulinspiegel beginnt zu fallen.

Wenn wir etwa 2-16 Stunden nach einer Mahlzeit nichts essen, wird das gespeicherte Glykogen abgebaut und liefert den Großteil der Energie für den Körper, das Gehirn und die Gewebe (Abb. 4).

Abb. 4: Fasten-Phase II: Postabsorptive Phase, Nutzung von Glycogen als Energie (4-16 Stunden)

Fasten-Phase III: Gluconeogenese (16-30 Stunden)

Aber mit der Zeit beginnt der Körper, nach einer anderen Energiequelle zu suchen. Da sich der Körper 16-30 Stunden nach dem Essen noch nicht in voller Ketose befindet, wird noch Glukose benötigt. Nachdem das Glykogen fast aufgebraucht ist, muss die Leber (und die Niere) mehr Glukose herstellen. Diese Glukose-Synthese nennt man Gluconeogenese (s. Abb. 5). Dabei wird Glukose aus Glycogen, Milchsäure sowie Pyruvat und Nicht-Kohlenhydratvorstufen von Grund auf neu synthetisiert. Dabei nutzt der Körper Aminosäuren (Protein) und Glycerin (Fett[8]).

Abb. 5: Fasten-Phase III bis IV: Synthese von Glucose (Gluconeogenese), 4 Stunden bis ca. 24 Tage Fasten

Da der Körper auch Proteine zur Energiegewinnung verwendet, haben einige Menschen Bedenken zu Fasten. Aber die Energiegewinnung aus Protein bzw. Eiweiß ist auf die wenigen Stunden beschränkt, bis der Körper auf die Energiebereitstellung aus Fett umgestellt hat. Zudem wird der größte Teil der Protein-Bausteine durch die Autophagie aus toten Zellen bereitgestellt (Abb. 6). Zellmüll (defekte Proteine und Organellen) und Krankheitserreger (Pathogene) werden als Energiequelle verwendet. Aus dem Zellmüll werden durch die Autophagie neue Aminosäuren erstellt, welche Zellteile ersetzen können und damit zu einer verjüngenden Wirkung führen. Ein großer Vorteil des Fastens: Weil die Autophagie Zellteile abbaut, die nicht mehr notwendig sind, bleibt beim Gewichtsverlust durch Fasten keine störende überschüssige Haut übrig.

Abb. 6: Start der Autophagie sechs Stunden nach Fastenbeginn

Fasten hilft somit nicht nur überschüssiges Fett, sondern auch Eiweiß abzubauen. Dabei wird die Autophagie von den drei wesentlichen Nährstoffsensoren reguliert:

  • mTOR: Reagiert empfindlich auf Proteine 
  • Insulin: Reagiert empfindlich auf Kohlenhydrate und Proteine
  • AMPK: Reagiert empfindlich auf Energie in Zellen

Neben Proteinen und Kohlenhydraten hemmt aufgrund von AMPK selbst Nahrungsfett die Autophagie. Darum sind bei Verjüngungskuren nur Wasser und Mineralsalze erlaubt.

Bereits nach zwei Tagen des Fastens gibt es eine Verfünffachung der Menge an menschlichem Wachstumshormon (human growth hormone, HGH). Autophagie und menschliches Wachstumshormon wirken zusammen, das HGH unterstützt die Autophagie beim Recyceln des Zellmülls und beide fördern die Energiegewinnung aus Fett. Das Fett ist zum einen eine Glukose-Quelle bei der Gluconeogenese und zum zweiten unterstützt es die Muskelbildung. Muskelmasse wird also nur in den ersten Stunden zu einem kleinen Teil verbrannt, bis der Körper genügend Fett zur Energiegewinnung bereitstellt.

In den Fastenphasen I bis III verwendet der Körper überwiegend noch Glukose. Wenn man die Verbräuche aus den drei Glukose-Quellen aufaddiert, also Glukose aus Lebensmitteln + Glykogen + die Gluconeogenese, dann ergibt sich die ziemlich gleichmäßig verlaufende grüne Linie in der Abb. 7

Abb. 7: Externe und interne Bereitstellung von Glucose für den Körper

Die grüne Linie zeigt, dass der Glukose-Verbrauch am Anfang des Fastens (bis zum 2./3. Tag)  ziemlich konstant ist. Unser Gehirn, die Roten Blutkörperchen und das Nierenmark verwenden für ihren Stoffwechsel noch überwiegend Glukose. Das Gehirn hat noch keine Ketone und die roten Blutkörperchen sowie das Nierenmark haben keine Mitochondrien, sie können kein Fett zur Energiegewinnung nutzen.
 
Unser Körper verbrennt bei Fastenbeginn nur eine kleine Menge Fett. Aber mit der Zeit, in der wir nichts essen, sinkt der Insulinspiegel (Abb. 8) und versetzt dadurch den Körper in die Lage Körperfett zu verbrennen.

Abb. 8: Verlauf des Insulinspiegels nach Fastenbeginn

Ab dem zweiten bis dritten Tag des Fastens wird überwiegend Fett zur Energiegewinnung verwendet (Abb. 9). Die überwiegende Zahl der Zellen, Leber, Muskeln und die anderen Gewebe, verbrennen jetzt fast ausschließlich Fett. Glukose wird nun aufgespart für jene Zellen (rote Blutkörperchen, Nierenmark), welche keine Mitochondrien haben und kein Fett verbrennen können.

Abb 9: Gesteigerte Fettverbrennung ab dem zweiten bis dritten Fastentag (Phase III u. IV)

Fasten-Phase IV: Ketose (ab dem zweiten Fasten-Tag)

Das vierte Stadium des Fastens ist die Ketose (Abb. 10). Obwohl das Hirn grundsätzlich Glukose als Hauptenergiequelle verwendet, ist spätestens zwei Tage nach dem Fasten nicht mehr genug davon im Körper vorhanden. Folglich muss die Leber Triglyceride aus dem Körperfett heranziehen, um daraus Ketone herzustellen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fettsäuren können Ketone auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden.

Abb. 10: Ab dem zweiten Fasten-Tag beginnt die Ketose

Am zweiten bis dritten Tag steigt die Ketonbildung stark an. Diesen Zeitraum bezeichnet man auch als Phase der Stoffwechselumstellung, weg von Glukose und hin zu Fett und Ketonen als Energiequelle (Abb. 11).

Abb. 11: Stoffwechselumstellung am 2./3.-Tag


Während nun nur noch ¼ der Energie für das Gehirn aus der Gluconeogenese stammen, werden die restlichen ¾ von Ketonen gedeckt. Manche Untersuchungen legen nahe, dass das Gehirn die Ketone effizienter verstoffwechseln kann, so dass sie zu besserer Leistungs-, Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit führen können. Kein Wunder fühlen sich viele in dieser Phase energiegeladener und „klarer“.

Verjüngung der Zellen und Stammzellenproduktion

Am Ende der Phase III und in Phase IV passieren dann noch einige andere wirklich spannende Dinge. Wir erhalten einen Anstieg bestimmter Neurotrophine (brain derived neurotrophic factor, BDNF), die zusammen mit dem Wachstumshormon (HGH) wie ein Wachstumswunder für das Gehirn wirken. Das bedeutet, dass jedes Mal, wenn man etwas lernt, man neue Verbindungen herstellt und das Gehirn neu „verdrahtet“. Und das geschieht exponentiell besser, wenn wir mehr von diesen Hormonen haben. Fasten und Autophagie sind also mit das Beste, was wir für die Reparatur und Verbesserung des Gehirns tun können. Wir verbessern außerdem die Immunität, und sobald wir die 48 bis 72 Stunden hinter uns gelassen haben, steigt die Produktion von Stammzellen, die an der Reparatur und Heilung des Körpers beteiligt sind, enorm an (Abb. 12).

Abb. 12.: Produktion neuer Stammzellen nach 48 bis 72 Stunden

Fasten-Phase V: Weniger Hunger durch längeres Fasten

Wer noch nicht gefastet hat befürchtet, dass mit jedem weiteren Tag des Fastens unser Hunger ins Unendliche steigt. Doch das Gegenteil ist der Fall.

An der Regulierung unseres Appetits sind vor allem zwei Hormone beteiligt: Ghrelin, das Hunger hervorruft und Leptin, das den Appetit abschaltet und uns dazu bringt, mit dem Essen aufzuhören. Ghrelin ist das „Hungerhormon“. Es regt unseren Appetit an und signalisiert dem Gehirn, dass es Zeit zum Essen ist. Es reduziert auch die Wirkung von Leptin. Es macht aber nicht nur Lust auf mehr Essen, sondern fördert auch die Fettspeicherung.

Die Ghrelin-Werte sind um ca. 9:00 Uhr morgens am niedrigsten und sie steigen bis gegen 18 Uhr auf den höchsten Wert. Fastenversuche haben gezeigt, dass sich die Ghrelin-Werte von Tag zu Tag des Fastens verringern. Das bedeutet, dass der Hunger am ersten Tag am stärksten ist und danach deutlich abnimmt. Mit jedem Tag zusätzlichen Fastens sinkt der Hunger (Abb. 13).

Abb. 13: Abnehmender circadianer Verlauf des Hungerhormons Ghrelin

Fastet man länger als eine Woche, deckt der Körper seinen Energiebedarf fast ausschließlich aus den Fettreserven. Zudem werden Wachstumshormone ausgeschüttet, die vor dem Abbau von Muskeln und Knochen schützen. Die Muskulatur verkümmert deshalb – entgegen der landläufigen Meinung – durch längeres Fasten nicht.

Abschließend sei zum Thema Fasten vermerkt, dass es die unterschiedlichsten Fastenarten gibt. Die Zeitdauer des Fastens entscheidet über den gesundheitlichen Nutzen. Wenn man die Autophagie in seinem Körper ankurbeln möchte, dann ist ein verlängertes Fasten notwendig. Wer nur sein Gewicht reduzieren möchte, kann dies auch mit intermittierendem Fasten (16:8) erreichen. Deutlicher ist der Effekt natürlich mit der OMAD-Strategie („one meal a day“) oder dem 18:6-Fasten-Modell.

Wir kommen hiermit zum Ende unseres Fasten-Newsletters. Wie eingangs erwähnt, möchten wir für interessierte Leser noch abschließend auf die Geschichte des Extremfastens von Angus Barbieri eingehen.

EXTREMFASTEN: ANGUS BARBIERI – WELTMEISTER DES FASTENS

Angus Barbieri ist für einen der extremsten Fälle von Gewichtsverlust durch Fasten bekannt, der tatsächlich erfolgreich war (auch wenn er nicht empfohlen wurde). Im Jahr 1965 wog Angus Barbieri, ein Mann aus Schottland, 214 Kilogramm, was zu zahlreichen medizinischen Problemen führte. Im jungen Alter von 27 Jahren hatte er bereits deutliche Anzeichen für viele gesundheitliche Probleme.

Angus hatte Berichten zufolge die Nase voll von seiner Fettleibigkeit und meldete sich in der medizinischen Universitätsklinik des Royal Infirmary of Dundee an. Er teilte dem Krankenhauspersonal mit, dass er bereit sei, mit dem Essen aufzuhören. Die Ärzte erklärten sich bereit, seine Fasten-Fortschritte zu überwachen. Er hatte nur eine Regel: Er musste sich täglich von einem Arzt untersuchen lassen, um sicherzugehen, dass das Fasten keine negativen Auswirkungen auf seine Gesundheit haben würde. In den nächsten 382 Tagen widmete sich Angus voll und ganz der anstehenden Aufgabe. Er kündigte seinen Job und arbeitete eng mit Ärzten zusammen, die seinen Zustand überwachten.

Ein Jahr ohne Essen

Angus‘ Ärzte rechneten eigentlich nicht damit, dass das Fasten lange dauern würde. Aber sie dachten, dass ein kurzes Fasten ihm helfen würde, etwas Gewicht zu verlieren. Der ursprüngliche Plan sah vor, 40 Tage am Stück zu hungern. Das fiel Angus leichter als er dachte. Aufgrund seiner Größe und der damit verbundenen Gesundheitsrisiken war er des Essens im Allgemeinen überdrüssig. Das Einzige, was Angus zu sich nahm, war Wasser, schwarzer Kaffee, schwarzer Tee und Vitamin- und Mineralstoffsupplemente. Nach der 40-tägigen Fastenzeit untersuchten Mediziner, wie sein Körper auf das Fasten reagierte. Überraschenderweise kam Angus‘ Körper sehr gut mit dem Fasten klar – so gut, dass er beschloss, so lange weiterzumachen, wie er konnte, oder – besser gesagt – so lange, wie sein Körper das Hungern aushalten konnte. Alle 40 bis 50 Tage musste er auf die Toilette gehen.

Das Rezept des Arztes

Um den Nährstoffmangel auszugleichen, verschrieben die Mediziner ihm hochdosierte Vitaminpräparate, die er regelmäßig einnehmen sollte, zudem Kalium und Natrium. Später verabreichten die Mediziner auch Hefe.

Der niedrige Blutzuckerspiegel von Angus beunruhigte die Mediziner, obwohl dies eine normale Reaktion auf das Fasten war. Aber insgesamt waren die Mediziner einfach nur erstaunt, wie gut der Prozess verlief.

Das Endergebnis

Angus beendete die Diät schließlich nach 382 Tagen, nachdem er sein Wunschgewicht von 82 Kilogramm erreicht hatte. Er hatte insgesamt 132 Kilogramm abgenommen.


Nach Angus‘ Aussagen habe er sich am Ende der Fastenzeit noch nie in seinem Leben so gut gefühlt.

Noch erstaunlicher ist, dass Angus dieses Gewicht fast für den Rest seines Lebens beibehielt. Er wurde 51 Jahre alt und hatte bis zu seinem Tod nur 7 Kilogramm zugenommen.

Angus‘ Gewichtsverlust durch Hungern wurde 1971 zum Weltrekord. Da eine solche Diät jedoch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann, hat das Guinness-Buch der Rekorde diesen Rekord 2016 eingestellt, um keine Nachfolger zu motivieren.

Angus Barbieri starb am 7. September 1990 im Alter von 51 Jahren. Über die Todesursache wird viel spekuliert.

Wir hoffen, dass dir unsere News gefallen haben. Wir würden uns freuen, wenn du uns bei Gefallen empfiehlst und diesen Newsletter an deine Familie und Freunde weiterleitest. Vielen Dank!

Herzliche Grüße von deinem


MY HEALTHY FOOD Team


IN EIGENER SACHE

Der MY HEALTHY FOOD-Newsletter vermittelt aktuelle Informationen zum Thema gesunde Ernährung und Lifestyle für Wissensbegeisterte, die unsere Werte teilen, die die Zukunft der Ernährung gestalten und dabei außergewöhnliche Ergebnisse erzielen wollen.

Literaturquellen

[1] W.K. Stewart, Features of a successful therapeutic fast of 382 days‘ duration, Postgrad Med J. 1973 Mar; 49(569): 203–209
[2] Historische und moderne Zitate über den Wert des Fastens: www.allaboutfasting.com/fasting-quotes.html
[3] Rudolph L. Leibel et al., Changes in energy expenditure resulting from altered body weight, The New England Journal of Medicine, March 9, 1995
[4] Jonathan Q. Purnell et al., The effect of excess weight gain with intensive diabetes mellitus treatment on cardiovascular disease risk factors and atherosclerosis in type 1 diabetes mellitus: results from the Diabetes Control and Complications Trial/Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications Study (DCCT/EDIC) study, Circulation, 2013 Jan 15;127(2):180-7. RR. Holman, Addititon of biphasic, prandial, or basal insulin to oral therapy in Type 2 Diabetes, N Engl J Med 2007;357:1716-30.
[5] Suleiman Furmli et al., Therapeutic use of intermittent fasting for people with type 2 diabetes as an alternative to insulin, BMJ Case Rep. 2018 Oct 9.
[6] Essen nach Vorschrift: Lässt sich Krebs durch eine Diät beeinflussen? Deutsches Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst, https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/ernaehrung/ernaehrung-diaeten.php. Einfluss der Erkrankung: Wie kann man die Ernährung anpassen? Deutsches Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst, https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/ernaehrung/ernaehrung-tumorarten.php
[7] George F. Cahill, Jr.∗, Fuel metabolism in starvation, Annu. Rev. Nutr. 2006. 26:1–22 https://thehealthsciencesacademy.org/wp-content/uploads/2015/07/Fuel-Metabolism-in-Starvation_ReviewArticleTIMM2008-9Lazar-1.pdf
[8] Fette sind Ester aus drei Fettsäuremolekülen und Glycerin als Alkoholkomponente (Triglyceride).