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Lifehack gegen Bluthochdruck: Brezel vor Bier oder umgekehrt?

Liebe MY HEALTHY FOOD Freunde,

wir haben alle schon einmal davon gehört, Bluthochdruck ist schlecht und wir sollten weniger Salz essen, denn der erhöht den Blutdruck.

Dieser Newsletter möchte ein tieferes Verständnis dafür vermitteln, wie Bluthochdruck entsteht, wen es betrifft und was man dagegen tun kann. Drei aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft sind sicherlich bemerkenswert:

  1. Eine Reduktion des Salzverzehrs senkt nicht bei jedem den Blutdruck, bei manchen geht der Blutdruck sogar hoch! Bluthochdruck ist eine individuelle Angelegenheit.
  2. Harnsäure, welche durch einen hohen Fruktosekonsum (zu viel Obstsäfte, Zucker) entsteht, führt zu hohem Blutdruck
  3. Ein hoher Salzkonsum trägt zum Übergewicht bei.

Auf diese Punkte gehen wir in dem Newsletter ein. Und zu guter Letzt werfen wir einen Blick in die Zukunft, wie man bald mittels eines Selfie-Videos mit dem Smartphone seinen Blutdruck messen kann.

Aber zunächst möchten wir den im Titel versprochenen Tipp geben, mit welchem Lifehack wir den Blutdruck senken können!

LIFEHACK – SALZBREZEL ESSEN OHNE BLUTDRUCKSTEIGERUNG

Wer liebt sie nicht, frische Salzbrezeln vom Bäcker? Immer mehr Verbraucher lieben den Genuss einer Brezel – außen knusprig und goldig braun und innen fluffig und weiß. Aber die optische Krönung ist das grobe Brezelsalz. Der schöne Dekor führt allerdings dazu, dass eine Laugenbrezel oft 6 Gramm Salz pro Brezel enthält. Wer nur eine Brezel knabbert erreicht damit bereits die von den Ernährungsorganisationen empfohlene Höchstmenge von 6 Gramm Salz pro Tag. Wer dauerhaft zu viel Salz isst, riskiert nach Meinung vieler Wissenschaftler Bluthoch­druck, Nierenschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Doch es gibt einen Trick den Blutdruck beim Verzehr einer Salzbrezel nicht ansteigen zu lassen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es nicht die Menge an Salz ist, welche den Blutdruck akut erhöht, sondern vor allem die Salzkonzentration im Blut. Sprich, wenn wir vor dem Verzehr bzw. beim Verzehr einer Salzbrezel ein großes Bier (am besten natürlich alkoholfrei 😉) oder ausreichend Wasser trinken, dann steigt der Blutdruck nicht an. Die wissenschaftlichen Details und Fakten zu dieser Erkenntnis gibt es am Ende dieses Newsletters.

BLUTHOCHDRUCK – EIN „SILENT KILLER“

Etwa jeder dritte Erwachsene weltweit hat Bluthochdruck. In Deutschland hat jeder vierte und in Österreich jeder fünfte Erwachsene einen hohen Blutdruck. Bluthochdruck ist vor allem eine Erkrankung im höheren Lebensalter: Jenseits des 60. Lebensjahres sind über die Hälfte aller Menschen in Deutschland von Hypertonie betroffen. Da ein hoher Blutdruck oft keine Beschwerden macht, bleibt er oft lange unentdeckt. Deshalb gibt es immer noch viele, die von ihrem Bluthochdruck nichts wissen und noch mehr, die nicht ahnen, wie viele Lebenszeit sie durch einen unbehandelten Bluthochdruck leichtfertig verspielen: Im Mittel verkürzt man seine Lebenserwartung um zwei bis vier Jahre! [1]

Die meisten der 140.00 Menschen, die jährlich in Deutschland an den Folgen von Bluthochdruck versterben, sterben an Folgeerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Schlaganfall, Herzinfarkt, Einrisse an der Hauptschlagader und Nierenversagen sind die häufigsten Todesursachen. Durch die frühzeitige Erkennung und Behandlung von arterieller Hypertonie lassen sich die allermeisten dieser Todesfälle effektiv verhindern.

BLUTHOCHDRUCK – EIN „SILENT KILLER“

Die Zahl der Patienten mit Bluthochdruck hat sich weltweit seit 1975 von 600 Millionen auf heute 1,2 Milliarden verdoppelt. Allerdings sind es nicht mehr die besonders wohlhabenden Industrienationen, in denen anteilig die meisten Patienten leben und in denen die durchschnittlichen Blutdruckwerte am höchsten sind. Vielmehr hat sich der Schwerpunkt in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen in Afrika, Südamerika und Südasien verlagert.[2]

Unter den EU-Ländern wurde der höchste Anteil an Bluthochdruck in Kroatien (37 % der Menschen ab 15 Jahren), Lettland und Ungarn (jeweils 32 %) verzeichnet. Die niedrigsten Anteile wurden dagegen in Irland (12 %), Luxemburg, Rumänien und den Niederlanden (alle 16 %) verzeichnet.

Abb. 1: Im Jahr 2019 gaben 22 % der Menschen in der EU im Alter von 15 Jahren und älter an, unter Bluthochdruck zu leiden.

DER BLUTDRUCK UNTERLIEGT IM TAGESVERLAUF EINEM CIRCADIANEN RHYTHMUS

Der Blutdruck unterliegt im Tagesverlauf natürlichen Schwankungen (Abb. 2). Um den Körper morgens auf das Aufstehen vorzubereiten, steigt der Blutdruck schon vor dem Erwachen an („Morgenhypertonie“). Der steilste Anstieg geschieht vom Aufstehen bis in die frühen Vormittagsstunden hinein. Zu dieser Zeit werden häufig die höchsten Werte des Tages gemessen. Gegen Mittag fällt die Blutdruckkurve etwas ab, um am späteren Nachmittag nochmals zu einem zweiten Gipfel anzusteigen. Die tiefsten Werte werden normalerweise in der Nacht gemessen. Man nennt das den circadianen Rhythmus. Gesteuert wird dieser Rhythmus von unserem autonomen Nervensystem – also dem Teil des Nervensystems, das kaum unserer willentlichen Kontrolle unterliegt.

Abb. 2: Die linke Grafik (grün) zeigt ein Beispiel für den Blutdruckverlauf bei normalem Blutdruck. Die Werte zeigen in der Nacht eine schöne Absenkung auf das niedrigste Niveau im Tagesverlauf. Die rechte Grafik (rot) zeigt ein Beispiel für einen Verlauf bei Bluthochdruck. Deutlich zu erkennen ist das höhere Grundniveau und die fehlende Nachtabsenkung.

Weitere normale Blutdruckschwankungen im Tagesverlauf können wir mehr oder weniger willentlich steuern. So steigt der Blutdruck zum Beispiel in Stresssituationen und bei körperlicher Belastung an (Abb. 3). Dies ist eine ganz normale Reaktion. Beim Gesunden sinken die Werte danach schnell wieder auf ein normales Level. Nach sportlicher Betätigung häufig sogar etwas unter die Werte vor dem Sport. Daher ist Sport ein wichtiges Mittel, um Blutdruckwerte zu senken.

Abb. 3: Beispielhafter Verlauf des Blutdrucks eines gesunden Erwachsenen über den Tag

AUFREGUNG BEIM BLUTDRUCKMESSEN: „WEISSKITTELHOCHDRUCK“

Blutdruck messen erfordert Ruhe. Sonst sind die ermittelten Blutdruckwerte schnell zu hoch. Nicht umsonst liegt die Messgrenze in der Arztpraxis etwas höher. Dass die Blutdruckwerte in der Praxis höher sein dürfen, hat einen Grund: Meist sind die Patienten bei der Messung etwas aufgeregt. Mediziner sprechen dann von „Weißkittelhochdruck“. Hinzu kommt, dass die Patienten vor der Messung vielleicht noch Einkaufen waren und Stress hatten: all das erhöht die Blutdruckwerte. Zuhause in der eigenen Wohnung sind die meisten entspannter – und der Blutdruck automatisch etwas niedriger.

In der Arztpraxis erfolgt daher idealerweise die Blutdruckmessung unbeaufsichtigt: Dem Patienten wird die Blutdruckmanschette angelegt, er sitzt dann alleine in einem ruhigen Raum. Nach kurzer Wartezeit führt das Gerät automatisch mehrere Messungen durch. Das erste Ergebnis wird nicht berücksichtigt, aus den anderen Messungen wird der Mittelwert errechnet. Diese Werte entsprechen dann am ehesten der “stressfreien” Selbstmessung zu Hause.

BLUTDRUCK – WELCHE WERTE SIND OPTIMAL?

Blutdruckwerte bestehen immer aus zwei Werten (z.B. 120/80 mmHg): dem systolischen Wert (erster oder oberer Wert) und dem diastolischen Wert (zweiter oder unterer Wert). Der systolische Wert zeigt an, wie hoch der Blutdruck ist, wenn das Blut vom Herzen in die Arterien gepumpt wird. Am systolischen Wert kann der Arzt ablesen, wie es um Herzmuskel und Gefäßsystem steht. Der diastolische Wert zeigt den Blutdruck während der Erschlaffungsphase des Herzens zwischen den Herzschlägen. Beide Werte werden in der Einheit mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) angegeben. Der ideale Blutdruck liegt bei weniger als 120 zu 80 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) – 1 mmHg entspricht einem Druck von etwa 133 Pascal oder 0,00133 bar (s. Abb. 4).

Abb. 4: Die Diagnose Hypertonie wird gestellt, wenn bei wiederholten Messungen durchgängig Werte von 140/90 mmHg (systolischer Blutdruck 140mmHg, diastolischer Blutdruck 90 mmHg) oder darüber konstatiert werden.

RISIKO FÜR KARDIOVASKULÄRE ERKRANKUNGEN

Das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten nimmt mit steigendem Blutdruck zu, jedoch nicht linear, sondern überproportional und zeigt den typischen Verlauf eines Hockeyschlägers (Abb. 5). Bei einem systolischen Blutdruck von leicht unter 120 mmHg liegt das geringste Risiko vor. Bei einem systolischen Blutdruck von 140 ist das Risiko bereits um 30% erhöht, bei 160 um 60% und bei 170 um 80% erhöht.[3]

Abb. 5: Risiko für koronare Herzkrankheiten, Zahlen aus den USA (Blutdruck in mmHg)

Studien zeigen, dass das größte Risiko für Herzkrankheiten besteht, wenn der systolische Blutdruck 160-180 mmHg oder höher ist. Wenn der Blutdruck 140 zu 90 ist, muss der Bluthochdruck als Erkrankung betrachtet und aktiv behandelt werden.

NICHT JEDER PROFITIERT VON EINER SALZARMEN KOST

Es ist wissenschaftlich anerkannt, dass Salz für den Blutdruck eine wichtige Rolle spielt.[4] Bei Tieren, die empfindlich reagieren, kann man den Blutdruck erheblich erhöhen, indem man ihnen Salz gibt. Studien aus dem letzten Jahrhundert zeigten, dass der Blutdruck bei Menschen mit hohem Blutdruck gesenkt werden konnte, wenn man ihnen eine Salzrestriktion auferlegte. Es besteht dabei eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Salzreduktion und Blutdrucksenkung. In sehr kurzen Studien wird die Wirkung der Salzreduktion auf den Blutdruck unterschätzt. In Studien, welche über einen längeren Zeitpunkt laufen zeigt sich der Effekt stärker (s. Abb. 6).[5]

Abb. 6: Systematische Überprüfung und Meta-Analyse von Studien, welche einen Zusammenhang zwischen einer Salzreduktion und dem Blutdruck untersuchten.

Diese Erkenntnisse haben zu den bekannten Empfehlungen geführt, den Salzkonsum bei Menschen einzuschränken. Kritiker haben dagegen eingewendet, dass eine Assoziation keine Kausalität beweist. Um mit Bestimmtheit sagen zu können, ob ein Ergebnis direkt durch eine Behandlung bedingt ist, oder ob es nur zufällig aufgetreten ist, wurde in Studien versucht, die generelle Beziehung zwischen Salz und Blutdruck experimentell zu validieren.

Um die Wirkung einer Salzrestriktion auf den Blutdruck bei gesunden Erwachsenen zu untersuchen, nahmen 82 Personen (36 Männer, 46 Frauen) an einer Studie mit eingeschränkter Salzzufuhr über einen Zeitraum von 12 Wochen teil. Nach der gängigen Theorie sollte der Blutdruck bei allen Personen fallen (siehe Abbildung 7). [6]

Abb. 7: Gesunde Erwachsene: Individuelle Antwort des Blutdrucks bei einer Umstellung der Ernährung auf eine salzarme Kost [7]

Wie Abb. 7 eindrucksvoll zeigt, waren die individuellen Blutdruckreaktionen am Ende der 12 Wochen nicht nur heterogen, bei einigen Personen wurde bei der Salzrestriktion sogar ein Anstieg des Blutdrucks beobachtet! Dies kann mit genetischen Variationen zusammenhängen. Die Ergebnisse haben zu der Vorstellung geführt, dass die Bevölkerung „salzempfindliche“ und „-unempfindliche“ Individuen umfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Natriumrestriktion möglicherweise nicht bei allen normotensiven Erwachsenen (mit normalem Blutdruck) unbedenklich ist.

NICHT JEDER PROFITIERT VON EINER SALZARMEN KOST

Insbesondere in jungen Jahren können viele Menschen so viel Salz essen, wie sie wollen, und scheinen keine großen Probleme mit dem Blutdruck zu haben. Doch je älter wir werden, desto empfindlicher reagieren wir auf die Auswirkungen von Salz auf den Blutdruck.

Woran liegt das?

Jahrelang ging man davon aus, dass das Problem darin besteht, dass die Nieren von Menschen mit Bluthochdruck Salz nicht so leicht oder so gut ausscheiden können wie die von normalen Menschen. Man ging also von einem Defekt in der Niere aus.

Heute ist Stand der Wissenschaft, dass Menschen mit Bluthochdruck eine Entzündung in ihren Nieren haben, die dafür sorgt, dass der Blutfluss zu den Nieren vermindert ist, so dass Salz nicht gut ausgeschieden werden kann.[8]

Diese niedrig gradige Entzündung in den Nieren wird durch T-Zellen und Makrophagen verursacht.

Die Frage ist jedoch, was die Entzündung auslöst.

Viele Dinge können eine Entzündung in den Nieren auslösen. Einige Medikamente wirken stark gefäßverengend, aber auch z. B. Kokain und andere Substanzen, die die Nierenarterien verengen. Eine wesentliche Ursache scheint jedoch ein hoher Harnsäurespiegel zu sein. In Tierstudien konnte nachgewiesen werden, dass Tiere bei erhöhter Harnsäure einen hohen Blutdruck entwickelten.[9]

Abb. 8: Lage der Nieren, gesehen von hinten. Die Farbe hat Symbolcharakter und entspricht nicht der Realität.

Eine Studie mit Jugendlichen mit neu entdecktem Bluthochdruck, die noch nie irgendwelche Medikamente eingenommen hatten, bestätigte die Tierstudien. [10] Die Jugendlichen bekamen nach dem Zufallsprinzip ein Medikament zur Senkung der Harnsäure (Allopurinol) oder ein Placebo. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Bei 90 % der Teilnehmer normalisierte sich der Blutdruck, wenn der Harnsäurespiegel gesenkt wurde.

Es bleibt die Frage, welcher Mechanismus für den höheren Harnsäurespiegel verantwortlich ist.

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN ZUCKER UND BLUTHOCHDRUCK

Zucker wird epidemiologisch mit der Entwicklung von Bluthochdruck in Verbindung gebracht.[11] Es gibt Studien, in denen sich übergewichtige Menschen einer zuckerarmen Diät unterzogen haben und ihr Blutdruck gesunken ist.

Für die Blutdruck erhöhende Reaktion scheint vor allem die Fruktose-Komponente (insbesondere in Honig und Obst, aber auch Haushaltszucker, da er zu 50% aus Fruktose besteht) verantwortlich zu sein, denn die Verabreichung von Fruktose führt zu einem akuten Anstieg des Blutdrucks.

Die Gabe von Glukose (alle stärkehaltigen Produkte, wie Getreide, Kartoffeln, Reis) führt dagegen nicht zu einem akuten Anstieg des Blutdrucks.

Fruktose hat also eine blutdrucksteigernde Wirkung! Eine zentrale Rolle kommt dabei der Produktion von Harnsäure zu.

Harnsäure, die durch den Fruktose Stoffwechsel entsteht, trägt zu Bluthochdruck und Stoffwechselkrankheiten bei. In einer Studie von 2009, in der Patienten über 2 Wochen täglich 200 g Fruktose, also eine sehr hohe Menge, verabreicht wurde stieg der Blutdruck aller Patienten ganz erheblich an. 25 % der Patienten entwickelten erstmals ein metabolisches Syndrom, hauptsächlich aufgrund des Blutdruckanstiegs. Durch Gabe des Harnsäuresenkers Allopurinol konnte der Blutdruck um 7 mm systolisch und 5 mm diastolisch gesenkt werden.[12] Anmerkung: Eine Blutdrucksenkung gilt als klinisch bedeutsam, wenn der systolische Druck um mehr als 4-5 mm und der diastolische Druck um mehr als 3 mm gesenkt werden kann.

 Abb. 9: Weg der Harnsäure im Körper

Hoher Blutdruck ist ein sehr kompliziertes Problem. Wir glauben, dass er durch den Verzehr von salz- und zuckerhaltigen Lebensmitteln ausgelöst wird.

Wenn man Tieren Zucker gibt, steigt der Blutdruck akut an. Und wenn man Menschen Zucker oder Fruktose gibt, steigt der Blutdruck innerhalb von Minuten an.“ 
Dr. Richard Johnson

Wenn jemand 600 ml Cola (USA: 20 Unzen) trinkt, erhöht sich sein Blutdruck um 3-4 mm.

EINE SALZREICHE ERNÄHRUNG ERHÖHT AUCH DAS RISIKO FÜR FETTLEIBIGKEIT UND INSULINRESISTENZ

Wenn Tiere eine salzige Diät erhalten, beginnen sie tatsächlich, Fruktose in ihrem Körper zu produzieren.[13] Es stellte sich also heraus, dass salzige Lebensmittel eine weitere Möglichkeit sind, die körpereigene Fruktose-Produktion zu stimulieren. Wenn man Tieren chronisch Salz verabreicht, bekommen sie Bluthochdruck, eine Hypertrophie des Herzens und entwickeln auch ein metabolisches Syndrom. Sie entwickeln tatsächlich Fettleibigkeit, Insulinresistenz und alles andere.

„Das erscheint vielleicht überraschend, denn wir denken nicht, dass Salz zu Fettleibigkeit führt, da es keine Kalorien enthält. Aber es gibt tatsächlich Daten beim Menschen, dass eine salzreiche Ernährung neben Bluthochdruck auch das Risiko für Fettleibigkeit und Insulinresistenz erhöht.“

Prof. Dr. Richard J. Johnson, University of Colorado

WIE SALZ DEN BLUTDRUCK ERHÖHT UND DIE KÖRPEREIGENE PRODUKTION VON FRUKTOSE ANREGT

Klassischerweise geht man davon aus, dass die Salzmenge für die akuten Blutdruckreaktionen entscheidend ist. Jüngste Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Blutdruckreaktionen, zumindest akut, mit Veränderungen der Salzkonzentration im Blut zusammenhängen könnte. Denn eine erhöhte Salzkonzentration im Blut (Serumosmolalität) kann den Polyol-Stoffwechselweg aktivieren, bei dem Glukose durch das Enzym Aldose-Reduktase zu Sorbit und dieses durch Sorbitol-Dehydrogenase (Ketose-Reduktase) zu Fruktose umgesetzt wird. Die Veränderung der Osmolalität ist also ein zentraler Schlüssel zur Senkung des Blutdrucks.

Ein Anstieg der Salzkonzentration im Blut beim Verzehr von salzhaltigen Lebensmitteln (oder Dehydrierung) löst Durst aus, und der Körper beginnt, aus der verzehrten Glukose Fruktose herzustellen. Im Laufe der Zeit scheint diese Fruktose (wie auch der Zucker) auszureichen, um das metabolische Syndrom zu fördern. Deshalb kann auch ein erhöhter Blutzuckerspiegel diesen Stoffwechselweg aktivieren.[14] Salz und Zucker aktivieren also beide diesen Stoffwechselweg!

Wenn Tiere Salz erhalten, brauchen sie länger, um an Gewicht zuzunehmen, als wenn sie Zucker erhalten. Bei Zucker geht es ziemlich schnell, aber wenn sie Salz bekommen, dauert es ein paar Monate länger, bis die Tiere wirklich übergewichtig werden. In Studien an Menschen konnte gezeigt werden, dass ein hoher Salzkonsum das Risiko für Fettleber und Diabetes erhöht.

LIFEHACK: SO HALTE ICH DEN BLUTDRUCK UNTEN!

Wenn jemand zum Beispiel viel Wasser trinkt, so dass die Salzkonzentration nicht ansteigt, wird die blutdrucksteigernde Wirkung von Salz abgeschwächt. Dies konnte in einer Studie gezeigt werden, in der Menschen eine Linsensuppe ohne oder mit Salz und mit unterschiedlichen Mengen Trinkwasser zu sich nahmen (Abb. 10).[15]

Abb. 10: Die vier Mahlzeiten, welche die Versuchspersonen zu sich nahmen.

Die gesunden Teilnehmer, die frei von Krankheiten und Medikamenten waren, nahmen im Abstand von jeweils einer Woche an 4 Interventionen teil, bei denen sie 300 ml Linsensuppe ohne Salz (Besuch 1), Linsensuppe mit 3 g Salz (Besuch 2) oder Linsensuppe mit 3 g Salz und 500 ml Wasser (Besuch 3) oder 750 ml Wasser (Besuch 4) zu sich nahmen. Bei jedem Besuch wurden stündliche Blut- und Blutdruckmessungen durchgeführt und u.a. die Osmolarität des Plasmas und der Natriumspiegel gemessen. In der Abb. 11 sehen wir die Ergebnisse:

Abb. 11: Veränderung des systolischen Blutdrucks, der Plasma Osmolarität und des Serumnatriums bei den Teilnehmern der Studie
  • Die ungesalzene Linsensuppe (schwarze Kurve) führt zu einem leichten Anstieg des systolischen Blutdrucks, wie erwartet sinken die Osmolarität des Plasmas und der Natriumspiegel.
  • Die gesalzene Linsensuppe (rote Kurve) zeigt einen starken Anstieg des Blutdrucks, der durch eine Erhöhung der Osmolarität des Plasmas und des Natriumspiegels bedingt ist.
  • Die gesalzene Linsensuppe mit 500 g Trinkwasser (grüne Kurve) ergibt im Vergleich zu der ungesalzenen Linsensuppe einen niedrigeren Anstieg des Blutdrucks, obwohl die Osmolarität des Plasmas und des Natriumspiegels erhöht ist.
  • Die gesalzene Linsensuppe mit 750 g Trinkwasser (blaue Kurve) ergibt im Vergleich zu der ungesalzenen Linsensuppe ebenfalls einen niedrigeren Anstieg des Blutdrucks bei gleichzeitig niedrigerer Osmolarität des Plasmas und des Natriumspiegels (im Vergleich zum Ausgangswert).

FAZIT: Die SALZ-KONZENTRATION ist der größte RISIKOFAKTOR für BLUTHOCHDRUCK, NICHT die MENGE AN SALZ, die man isst, oder wie salzig das Essen ist! 
LIFEHACK: Wenn zeitgleich zu einer Speise mit hohem Salzgehalt ausreichend WASSER getrunken wird, kann dies den Anstieg des Blutdrucks verhindern.

Grundsätzlich kann man sagen, dass der Blutdruck durch die Ernährung gesenkt werden kann: weniger Salz bzw. mehr Wasser dazu, „gesündere“ Lebensmittelauswahl und mehr Bewegung. Aber wenn jemand einen Blutdruck von 140 zu 90 erreicht, sollte er, wenn er seinen Blutdruck nicht durch diätetische Maßnahmen senken kann, ein blutdrucksenkendes Medikament einnehmen, weil es ihn auf Dauer schützt.

KLASSISCHE BLUTDRUCKMESSUNG MITTELS MANSCHETTE

Die klassische Blutdruckmessung mittels Manschette ist relativ aufwendig. Bei der Blutdruckmessung wird zunächst ein Blutgefäß des Armes durch Komprimieren mit einer elastischen Manschette so sehr zusammengedrückt, dass kein Blut mehr durch das Gefäß fließen kann. Anschließend wird durch Verringerung des Manschettendrucks die Verengung langsam wieder aufgehoben. Sobald der Druck, der durch die Manschette von außen auf das Blutgefäß wirkt, kleiner ist als der systolische Druck des Blutes im Gefäß, kann das Blut wieder durch das Gefäß fließen. In diesem Moment kann man mit einem Stethoskop erstmalig den Blutfluss als Pulsschlag hören.

Auch ist an dem verengten Gefäß in diesem Moment wieder der Puls tastbar. An einem Messgerät kann man dann den systolischen Blutdruck ablesen, der von außen auf das Blutgefäß wirkt und der in diesem Moment genauso groß ist wie der Blutdruck im Gefäßinneren. Durch kontinuierliches Verringern des Manschettendrucks wird der diastolische Druck des Gefäßes erreicht. In diesem Moment kann das Blut wieder ungehindert durch das Gefäß fließen. Im Stethoskop kann der Blutfluss nun nicht mehr akustisch wahrgenommen werden.

Abb: 12: Messung des Blutdrucks: Mit der Manschette des Messgeräts werden die Blutgefäße im Arm zusammengedrückt und wieder entlastet. Mit dem Stethoskop kann man das Geräusch des Blutflusses in den Blutgefäßen hören. An der Messanzeige kann man den Druck ablesen, mit dem das Blut durch die Gefäße fließt.

BLUTDRUCKMESSUNG DER ZUKUNFT

Neben den bekannten Blutdruckmessgeräten für den Oberarm oder das Handgelenk gibt es seit einigen Jahren diverse Armbanduhren mit integrierten Blutdruckmessgeräten, etwa Samsung Galaxy Watch 3 oder Active 2 (ca. € 150,-), Omron HeartGuide (ca. € 550,-), Medisana BPW 300 (ca. € 350,-).

Einen völlig neuen Weg der Blutdruckmessung ist die University of Toronto gegangen. Derzeit hat das aus der Arbeit der Forscher hervorgegangene Startup eine erste Version einer App veröffentlicht, die die transdermale optische Bildgebungstechnologie (Transdermal Optical Imaging-Technologie, kurz:TOI) zur berührungslosen Blutdruckmessung verwendet. Durch ein 30-sekündiges Selfie-Video mit einem herkömmlichen Smartphone wird die Lichtdurchlässigkeit der menschlichen Haut analysiert, um Veränderungen des Blutflusses zu erfassen.

Abb. 14: Prinzip der Blutdruckmessung der Anura-App (University of Toronto)

Die Anura-App ist kostenfrei (www.anura.ai), allerdings ist das Modul zur Blutdruckmessung derzeit nur auf dem chinesischen Festland freigegeben; die Zulassung der Blutdruckmessung mittels TOI in anderen Ländern steht noch aus. Das Startup Anura rechnet jedoch damit, dass die Zulassung in weiteren Ländern kurzfristig erfolgt.

Abb. 15: Anura-App mit Blutdruckmessung

Die Anura-App gestattet aber bereits heute einen persönlichen Blick in die Zukunft der Wellnesstechnologien, denn die Anura-App misst auch andere physische, physiologische und psychologische Indizes, einschließlich Herzfrequenz, Stresslevel, BMI und Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das alles mit medizinischer Genauigkeit, so jedenfalls die Erfinder der Universität Toronto.

Damit sind wir am Ende des Newsletters. Wir denken, dass wir spannende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Salz und Bluthochdruck haben aufzeigen können. Die Aktivierung des Polyol-Stoffwechselweges gehört sicherlich zu den spannendsten Erkenntnissen, zeigt sie doch, dass wer abnehmen möchte auch auf die Salzkonzentration im Blut achten muss. Auf das Thema Fruktose und Gewichtszunahme werden wir dezidierter in einem der nächsten Newsletter eingehen.

Wir hoffen, dass dir unsere News gefallen haben. Wir würden uns freuen, wenn du uns bei Gefallen empfiehlst und diesen Newsletter an deine Familie und Freunde weiterleitest. Vielen Dank!

Herzliche Grüße von deinem

MY HEALTHY FOOD Team

IN EIGENER SACHE

Der MY HEALTHY FOOD-Newsletter vermittelt aktuelle Informationen zum Thema gesunde Ernährung und Lifestyle für Wissensbegeisterte, die unsere Werte teilen, die die Zukunft der Ernährung gestalten und dabei außergewöhnliche Ergebnisse erzielen wollen.

Literaturquellen

[1] Katsuyuki Miura et al., Relationship of Blood Pressure to 25-Year Mortality Due to Coronary Heart Disease, Cardiovascular Diseases, and All Causes in Young Adult Men, Arch Intern Med. 2001;161(12):1501-1508.
[2] Worldwide trends in blood pressure from 1975 to 2015: a pooled analysis of 1479 population-based measurement studies with 19·1 million participants, NCD Risk Factor Collaboration (NCD-RisC), The Lancet, VOLUME 389, ISSUE 10064, P37-55, JANUARY 07, 2017
[3] Blood Pressure Control and Cardiovascular Outcomes: Realworld Implications of the 2017 ACC/AHA Hypertension Guideline, Ji Hyun Lee, Scientific Reports, (2018) 8:13155
[4] Masanari Kuwabara et al., Hyperosmolarity and Increased Serum Sodium Concentration Are Risks for Developing Hypertension Regardless of Salt Intake: A Five-Year Cohort Study in Japan, Nutrients. 2020 May; 12(5): 1422.
[5] Liping Huang et al., Effect of dose and duration of reduction in dietary sodium on blood pressure levels: systematic review and meta-analysis of randomised trials, BMJ 2020; 368
[6] Heterogeneity of blood pressure response to dietary sodium restriction in normotensive adults. JZ Miller et al., J Chronic Dis. 1987;40(3):245-50.
[7] M S Muntzel; T Drueke, A comprehensive review of the salt and blood pressure relationship, American Journal of Hypertension, 1992;5(4):2S
[8] Bernardo Rodriguez-Iturbe et al., Role of the Immune System in Hypertension, Physiol Rev. 2017 Jul 1; 97(3): 1127–1164.
[9] Laura Gabriela Sánchez-Lozada Uric acid-induced endothelial dysfunction is associated with mitochondrial alterations and decreased intracellular ATP concentrations, Nephron Exp Nephrol. 2012; 121(0): e71–e78
[10] Daniel I. Feig et al., Effect of Allopurinol on Blood Pressure of Adolescents With Newly Diagnosed Essential Hypertension: A Randomized Trial, JAMA. 2008 Aug 27; 300(8): 924–932.
[11] Diana I. Jalal et al., Increased Fructose Associates with Elevated Blood Pressure, J Am Soc Nephrol. 2010 Sep; 21(9): 1543–1549.
[12] S. E. Perez-Pozo et al., Excessive fructose intake induces the features of metabolic syndrome in healthy adult men: role of uric acid in the hypertensive response, Int J Obes (Lond). 2010 Mar;34(3):454-61.
[13] Miguel A. Lanaspa et al., High salt intake causes leptin resistance and obesity in mice by stimulating endogenous fructose production and metabolism, Proc Natl Acad Sci U S A. 2018 Mar 20; 115(12)
[14] Der Promotor für die Aldose-Reduktase hat eine osmolsensitive Region, die durch einen Transkriptionsfaktor namens TonEBP (auch bekannt als NFAT5) aktiviert wird. Dies ist ein wichtiger Mechanismus, den Tiere nutzen, wenn sie dehydriert werden. Dehydrierung oder ein Anstieg der Salzkonzentration im Blut beim Verzehr von salzhaltigen Lebensmitteln löst Durst aus, und der Körper beginnt, aus der verzehrten Glukose Fruktose herzustellen. Im Laufe der Zeit scheint diese Fruktose (wie auch der Zucker) auszureichen, um das metabolische Syndrom zu fördern.
[15] Mehmet Kanbay, Acute effects of salt on blood pressure are mediated by serum osmolality, J Clin Hypertens (Greenwich. 2018 Oct;20(10):1447-1454.